Biografie
Im Jahr 1932 gründeten die vier Architekten Gian Luigi Banfi, Lodovico Barbiano di Belgioioso, Enrico Peressutti und Ernesto Nathan Rogers die mit den Anfangsbuchstaben ihrer Nachnamen firmierende Gruppierung BBPR, die großen Einfluss auf italienische Architektur und Designszene des 20. Jahrhunderts ausübte. Die Absolventen des Mailänder Politecnico zählen zu den wichtigsten Vertretern des Rationalismus der 1930er Jahre. Während des Zweiten Weltkrieges waren sie an der Gründung des Komitees für die nationale Befreiung beteiligt und im Widerstand aktiv. In der Folge floh Rogers in die Schweiz, Belgioioso und Banfi wurden in das Konzentrationslager Mauthausen-Gusen eingewiesen, wo Banfi kurz vor Kriegsende verstarb.
Peressutti bemühte sich währenddessen, das Studio aufrecht zu erhalten, so dass die drei verbliebenen Entwerfer nach dem Krieg unter dem nunmehr etablierten Markennamen BBPR ihre Tätigkeit als Architektenkollektiv wieder aufnehmen konnten. Zwar stellten sie die gemeinsame Kreativität in den Vordergrund, jeder einzelne verfolgte jedoch eine andere Spezialisierung. Belgioioso widmete sich städtebaulichen Projekten und tat sich unter dem Eindruck seiner Erfahrungen im Konzentrationslager mit der Gestaltung von Gedächtnisorten hervor. Rogers wurde als Chefredakteur für ‚Domus‘ und später für ‚Casabella-Continuità‘ einer der wichtigsten Theoretiker und Architekturjournalisten der Nachkriegszeit. Prägend für das Stadtbild von Mailand ist das Wohn-und Bürogebäude ‚Torre Velasca‘ (1958), das mit seinen auskragenden oberen Stockwerken an die Silhouette der im 15. Jahrhundert erbauten Torre del Filarete des Mailänder Stadtschlosses, Castello Sforzesco, erinnert.
Die Inneneinrichtungen für private Auftraggeber sind höchst elegant, äußerst hochwertig und nehmen formale Themen vorweg, die von vielen italienischen Designern aufgegriffen wurden wie beispielsweise die X-Struktur, die bei vielen Möbeln als Dekor oder auch Stützelement fungierte. Auf höchstem künstlerischen Niveau präsentiert sich BBPR bei der Gestaltung des Olivetti-Showrooms in New York im Jahr 1954. Mit farbenprächtigen Venini-Lampen, die Wände dekoriert mit einem Relief von Costantino Nivola und einem Fußboden aus grünem Piemonteser Marmor, aus dem stellenweise Marmor-Stalaktiten emporwachsen, deren Spitzen die neuesten Büromaschinen tragen, fungiert der Shop als Visitenkarte italienischer Kreativität und handwerklicher Kunstfertigkeit in Vollendung.
Mit einer gekonnten Kombination aus Funktionalität und ästhetischer Raffinesse überzeugt auch die Büromöbelserie ‚Spazio‘ aus grünem Metall, die BBPR Ende der 1950er Jahre für Olivetti realisierte. Einzelne Komponenten sind lassen sich durch ein Scharniersystem miteinander verbinden.