Biografie
Osvaldo Borsani trat schon während seines Studiums an der Accademia di Brera in Mailand in die Möbelproduktionsfirma seines Vaters Gaetano Borsani ein - genau wie sein Zwillingsbruder Fulgenzio. Der Vater hatte sich in seinem Firmensitz in Varedo auf historistische Möbel spezialisiert, während die Söhne neue Wege beschritten. 1933 nahm Osvaldo Borsani auf der V. Triennale von Mailand mit einem vielbeachteten Projekt für die ‚Casa Minima‘ teil, für das er mit einer Silbermedaille prämiert wurde. In den 1930er und 1940er Jahren belieferte die Firma ‚ABV‘ - ‚Atelier G. Borsani - Mobili d’arte’ vor allem großbürgerliche Auftraggeber mit repräsentativen Möbeln im Stile des Art Déco aus hochwertigen Materialien. Charakteristisch für Borsanis Entwürfe waren dynamisch, vegetalbil anmutende Tischbeine oder Substruktionen von Sideboards und Schränken. Die Oberflächen der Möbel gestaltete er kunstvoll mit farbig kontrastierenden Hölzern, Spiegelflächen, Pergamenteinlagen und Griffen aus Metall. Bei einigen Entwürfen zog er befreundete Maler und Bilhauer hinzu wie Giandante X, Spilimbergo, Arnaldo und Gio Pomodoro sowie Fausto Melotti und Lucio Fontana, die Möbelfronten mit Malereien oder Reliefs bereicherten. Von Anfang an strebte Osvaldo Borsani nach einer umfassenden Gestaltung von Räumen, im Sinne von Gesamtkunstwerken, bei denen neben den Möbeln auch Stoffe, Teppiche und dekorative Objekte im Entwurf aufeinander abgestimmt wurden. Anfang der 1950er Jahre setzten Osvaldo und Fulgenzio auf eine Modernisierung der Firma, die in ‚Tecno‘ umbenannt wurde. Neue Materialien und Technologien lagen den Möbelentwürfen zugrunde, die nun verstärkt in Serie produziert werden sollten. Eine Ikone ist das 1954 auf der X. Mailänder Triennale ausgestellte Sofa D 70, das man durch eine vestellbare Rückenlehne zu einem Bett ausklappen kann. Der Sessel P 40, entworfen 1955, gehört ebenfalls zu den bekanntesten Entwürfen. Tecno brachte ein umfassendes Repertoire von Büromöbeln auf den Markt wie zum Beispiel die Serie ‚Graphis‘ von 1968. Entwürfe lieferten neben Osvaldo Borsani auch Carlo de Carli, Robert Mango und Eugenio Gerli. Borsani gehörte neben seiner Tätigkeit als Designer und Produzent zu den Mitbegründern der Zeitschrift ‚Ottagono‘ im Jahr 1967.