Biografie

Edgar Brandt (Paris 1880 - 1960 Collonge-Bellerive, Schweiz)

„Was Lalique mit Feuer und Glas erreichte, erreichte Brandt mit Feuer und Eisen“ (Pierre Du Columbier, zit. nach Kahr, S. 192).

Der hochbegabte junge Edgar studierte an der berühmten Ecole Nationale Professionnelle de Vierzon mit dem Fokus auf Kunstschmiedearbeiten. Er schloss das Studium 1898 mit der Fachhochschulreife ab. Schon 1901 eröffnete er sein eigenes kleines Atelier in Paris. Er begann zunächst mit der Herstellung von Schmuck und kleineren Objekten aus Eisen mit Gold- oder Silber-Akzenten oder Vollsilber, wobei er die Vorbilder zu seinen Dekoren in der Natur fand. Vor allem Gingko, Weizen und Pinienzapfen gehören zu seiner Formensprache. Er benutzte zur Herstellung winziges Gerät und einen Lötkolben anstatt einer Feuerstelle. Ab 1904 erweiterte er sein Programm um Haushaltsgerät und Zierrat wie Türklopfer und Schubladenknäufe. Auch metallverzierte Möbel und Lampenfüße gehörten bald zu seinem Repertoire. Die Werkstatt erzielte große Erfolge und Brandt konnte eine Reihe von Metallarbeiter*innen anstellen, die sich um die Ausführung seiner größeren Modelle kümmerten. Die erste Zusammenarbeit mit den Glasfirmen Daum Frères und Etablissements Gallé fällt bereits ins Jahr 1912, wie die ersten Tischleuchten der Kollaborationen auf dem Salon im selben Jahr aufzeigen (Kahr, S. 38). Firmen wie René Lalique und die Verreries Schneider sollten folgen. Auch wurden verschiedene Architekten auf Brandt aufmerksam. Die Werkstatt erhielt Aufträge für schmiedeeiserne Architekturelemente, Innenausstattungen wie Treppengeländer und bewegliche Ofenschirme und Kaminbesteck. Brandts renommiertestes Werk der Vorkriegszeit war dabei sicherlich das Geländer für die ‚Escalier Mollien‘ im Musée du Louvre, die im Juni 1914 installiert wurde. Während seines Einsatzes im ersten Weltkrieg, wo er sich als Scharfschütze profilierte, kam ihm sein Metier sehr zu gute. Seine Vorschläge zur Modernisierung der französischen Waffen führte zu verschiedenen Aufträgen des französischen Staates, die viele Jahre seine Hauptaufgaben begleiteten.

Nach dem ersten Weltkrieg konnte die Werkstatt Edgar Brandt die Geschäfte nahtlos wieder aufnehmen. Bis 1932 wurden regelmässig Ausstellungen beschickt, die Teilnahme an der Exposition des Art Décoratifs et Industriels Modernes 1925 erweiterte den Bekanntheitsgrad der Firma noch einmal über die Grenzen Frankreichs hinaus bis nach Großbritannien und die USA. Neben einem Showroom in Paris wurden unter dem Namen Ferrobrandt in London und New York Dependancen eröffnet. 1939 besuchte Brandt mit Frau und Sohn zum ersten Mal selbst die USA, musste aber wegen des Kriegsausbruchs die Reise abbrechen. Seine Familie liess sich dann in der neutralen Schweiz nieder. Eine von Brandts letzten Arbeiten betraf die Restaurierung der eisernen Gitter von Versailles, die 1956 der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Edgar Brandt verstarb 1956 nach längerer Krankheit in Genf.

Der Kunstschmied verfolgte stets mit großer Aufmerksamkeit die Neuerungen in der Werkzeugherstellung und benutzte das neueste Gerät für seine industriell- und handgefertigten Werke. Genauso änderte er im Laufe der Zeit seinen Stil. Vom Jugendstil fand er zu „vereinfachten“ und klareren Dekoren. Damit wurde Brandt einer der Wegweiser des Art Deco.

Edgar Brandt nahm im Laufe seines Lebens an zahlreichen Ausstellungen teil. Darunter waren: 1903 - 32 Teilnahme an den Salons des Artistes décorateurs in Paris. 1908 Schmuckausstellung im Musée Galliera. 1908, 1910 und besonders 1912: Société des Artistes Français im Grand Palais. 1925 Exposition des Art Décoratifs et Industriels Modernes, Paris.

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Literatur: Kahr, Edgar Brandt, New York 1999