1872 begann Lalique eine Zeichenausbildung bei dem Lehrer Jean-Marie Leguien im Collège Turgot. In den folgenden vier Jahren erlernte er auch Techniken der Schmuckkunst und setzte seine zeichnerische Ausbildung an der École des Arts Décoratifs in Paris fort. Ein zweijähriger Studienaufenthalt in London prägte seinen charakteristischen, an Naturformen orientierten Zeichenstil, der später auch für seine Schmuckkunst bedeutend werden sollte. Nach Paris zurückgekehrt, begann er Schmuckentwürfen für verschiedene Juweliere zu fertigen, die schnell Abnehmer fanden. Zu den ersten Adressen unter den Pariser Juwelieren, die seine neuartigen Entwürfe zu schätzen wussten, gehörte beispielsweise Cartier. Gegen Ende 1885 übernahm Lalique eine kleine Werkstatt, um eigene Schmuckstücke zu fertigen und ging nun neue Wege. Entgegen der üblichen Auffassung maß er kostbaren Materialien wie Gold, Perlen und Edelsteinen eine eher geringe Bedeutung bei. Ihm war vor allem der Wert der künstlerischen Arbeit wichtig und so kamen für ihn auch billigere Materialien wie Email, Elfenbein, Horn, gewöhnliche Steine oder Glas in Frage.
„Die Suche nach dem Schönen ist wichtiger als eine Zurschaustellung von Luxus.“
Trotz der einfachen Materialien fanden seine Schmuckstücke großen Anklang beim Publikum, sodass er 1890 ein eigenes Geschäft in vornehmer Lage eröffnen konnte. 1894 begann er, Bühnenschmuck für die Schauspielerin Sarah Bernhardt zu fertigen. In Laliques Schmuckstücken wird der Einfluss des Jugendstils deutlich, der sich auffallend für alles Organische, Pflanzliche und Kreatürliche interessierte und für den auch Tiere mit symbolischem Charakter von großer Bedeutung waren. Zudem liebte der Jugendstil die Metamorphose, die Mischwesen, die aus Tier und Mensch oder aus Mensch und Pflanze entstehen.
2016 versteigerte Quittenbaum den außergewöhnlichen Anhänger 'Femme chauve souris', einen Mädchenakt mit Fledermausflügeln in Gold und Email. Dieser wunderbare Entwurf Laliques lockte viele Bieter an und wurde schlussendlich für 65.000 EUR zugeschlagen. Die hochwertigen Schmuckstücke Laliques finden nur selten ihren Weg auf den Kunstmarkt.
Ab 1908 wandte er sich verstärkt der Glaskunst zu. Für den Parfümeur François Coty fertigte er erstmals Parfümflakons. Er mietete das Atelier für Glasarbeiten in Combs-la-Ville. 1911, bei einer großen Verkaufsausstellung in Paris, präsentierte Lalique zum ersten Mal ausschließlich Arbeiten aus Glas. Ab diesem Zeitpunkt gab er die Schmuckkunst auf und widmete sich ganz der Glaskunst.
Während des Ersten Weltkrieges ließ Lalique in seiner Werkstatt Combs-la-Ville Gebrauchsglas für die pharmazeutische Industrie fertigen. Nach dem Krieg wandte er sich wieder der kunsthandwerklichen Glasproduktion zu. 1921 eröffnete er eine weitere Fabrik in Wingen-sur-Moder, die auch heute noch Produktionsstandort des Unternehmens Lalique ist.
Auf der Kunstgewerbeausstellung von 1925 in Paris wurde erstmals die Bezeichnung Art Déco für jenen Stil verwendet, dem sich viele der seit 1920 von Lalique gefertigten Arbeiten und Produkte zuordnen lassen. In den folgenden Jahren wirkte Lalique bei der Ausgestaltung bedeutender Kirchen, öffentlicher Bauten und Kaufhäuser mit. Seine Firma entwarf und fertigte Kühlerfiguren für die Automarken Citroën, Bentley, Bugatti, Hispano-Suiza, Rolls-Royce und Voisin. Lalique-Vasen, -Flakons und -Glasfiguren waren rund um die Welt bekannt und begehrt. In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre war Lalique auf dem Gipfel seines Erfolges als künstlerischer Unternehmer angelangt.
Cire-Perdue - Die Glasarbeiten Laliques sind begehrte Sammlerobjekt, die in allen Formen und vielen Farben auf dem Markt zu finden sind. Darunter können sich wahre Schätze befinden wie die einzigartige Deckeldose, die im November 2017 bei Quittenbaum angeboten wurde. Es handelte sich hierbei um eine 'Cire-Perdue', wörtlich verlorenes Wachs. Beim sogenannten Wachsausschmelzverfahren werden sowohl Modell, als auch Form während des Gusses zerstört und zurück bleibt ein einzigartiges Objekt. Ein so seltener Fund rief auch hier einige Bieter auf den Plan und führte zu einem Zuschlag von 28.000 EUR. In anderen Verfahren kann die Gussform immer und immer wiederverwendet werden, bzw. gibt es die Möglichkeit anhand eines Modells neue Gussformen zu produzieren.
Obwohl einige Modelle Laliques in größerer Auflage produziert wurden, gibt es doch erhebliche Unterschiede zwischen den Stücken. Da jedes Objekt von Hand geschliffen, poliert oder mattiert wird, lassen sich schon hier qualitativen Unterschiede erkennen. Besonders begehrt sind Arbeiten in farbigem Glas und mit opaleszenter Oberfläche, aufgrund ihrer Seltenheit. Auch das Alter des Stücks spielt bei der Bestimmung des Werts eine Rolle. Die Signatur hilft bei der Eingrenzung des Entstehungszeitraums und der Bestimmung der Authentizität.