Biografie

Der 1921 in Mailand geborene Architekt, Designer und Bildhauer sammelte nach Abschluss seines Studiums am Politecnico von Mailand erste berufliche Erfahrung in den Vereinigten Staaten, wo er als Gastprofessor am Illinois Institute of Technology in Chicago tätig war. Während seines Aufenthaltes lernte er Frank Lloyd Wright, Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Konrad Wachsmann kennen, die alle Einfluss auf sein Werk nahmen.

Zurück in seiner Heimatstadt eröffnete er 1955 gemeinsam mit seinem Kollegen Bruno Morasutti, mit dem er bis 1960 zusammenarbeitete, ein Architekturbüro. In allen Bereichen schuf Mangiarotti ikonische Entwürfe wie die aus Betonträgern und einer doppelwandigen Glashülle errichteten Kirche der Mater Misericordia in Brazante oder das aus drei zylindrischen, partiell mit Holz verkleideten Wohnkörpern bestehende Gebäude in der Via Gavirate in Mailand, das Kollegen wie Richard Neutra bewunderten. Während Mangiarotti bei den tragenden Strukturen seiner großen Bauprojekte auf traditionelle Betonträger zurückgriff, erfand er für die Fassaden neue Möglichkeiten der Gliederung und Rhythmisierung, angepasst an die Wünsche der Bewohner dieser modernen Apartmentanlagen in Mailand, Monza oder Como.

Beim Objektdesign lag Mangiarottis Augenmerk ebenfalls auf konstruktiven Fragen, speziell auf der Entwicklung von Strukturen, die ohne überflüssige Verbindungselemente auskommen wie beispielsweise die Tische der Serie ‚Eros‘ (1971), gefertigt aus Marmor, deren Platten auf die jeweiligen kegelförmigen Substruktionen gesteckt werden und allein durch das hohe Eigengewicht stabil bleiben. Die aus einzelnen Glasringen bestehenden Deckenleuchten ‚V+V’ für Venini basieren ebenfalls auf einem Stecksystem, das Mangiarotti wählte, um auf Metallverbindungen verzichten zu können. Organische Formen prägen viele seiner Lampenentwürfe wie ‚Lesbo‘ und ‚Saffo‘ (1966) sowie seine Designs für Vasen und Uhren wie ‚Secticon‘ (1956). Seine Entwurfsprinzipien finden sich im übertragenen Sinne in seinen freien künstlerischen Arbeiten als Bildhauer wieder.

In Zusammenarbeit mit Herstellern wie etwa Artemide, Cappellini, Knoll, Skipper und Vistosi produzierte er Designklassiker, die moderne Formen mit traditionellen Materialien verbinden. Zu seinen bekanntesten Entwürfen zählen auch der ‚Incas Table‘ (1978), der ‚Chicago Chair’ (1983) und die ‚Giogali’-Glaskollektion (1967), die zudem sein besonderes Interesse an Marmor und Glas widerspiegeln.

Bevor Mangiarotti 2012 mit 91 Jahren in Mailand verstarb, erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und wurde mit Ausstellungen rund um den Globus geehrt.