Biografie
The Star Furniture Co.’ wurde 1905 in Zeeland, Michigan gegründet. Der spätere Eigentümer, Dirk Jan De Pree fing dort als Angestellter an und arbeitete sich bis 1919 zum Präsidenten hoch. Zusammen mit seinem Schwiegervater, Herman Miller, kaufte er mit 51% die Aktienmehrheit der Firma. Von 1923 an war die Firma als Herman Miller Furniture Co. bekannt. 1960 wandelte sie sich in eine GmbH um und firmiert seitdem als Herman Miller Inc.
Die Firma hatte mit der Produktion historisierender Möbel begonnen. Nachdem der Börsencrash von 1929 die Nachfrage stark gehemmt hatte, wagte De Pree einen mutigen Schritt. Er stellte Gilbert Rohde als Chefdesigner ein. Mit ihm hielt das zeitgenössische Design Einzug in die Produktionshallen. Mit der neuen Linie, die 1933 auf der Chicagoer ‚Century of Progress’-Ausstellung gezeigt wurde, erzielte Herman Miller große Erfolge und konnte deshalb innerhalb des Jahrzehnts schon Showrooms in Chicago und New York eröffnen. 1944, nach Rohdes Tod, übernahm George Nelson die Rolle des Chefdesigners. Er sollte über 40 Jahre Dutzende epochemachende Entwürfe für Miller kreieren. Neben seinen ‚Miniature chests’ und seinen ‚end tables’ sind vor allem seine Schreibtische bis heute an Funktionalität und ansprechendem Äußeren kaum zu übertreffen. Von 1957 stammt sein Bücherregal ‚Comprehensive Storage System’, das seine Vorstellung von Design verdeutlicht. Seinen Humor zeigte er bei seinem ‚Marshmallow sofa’, dessen Polsterung aus lauter bunten, runden Kissen besteht. Nelsons Bekanntschaft mit anderen jungen Designern sorgte dafür, dass Herman Miller einer der führenden Möbelproduzenten der USA wurde. Das Ehepaar Charles und Ray Eames ist am engsten mit dem Namen Herman Miller verknüpft. Schon 1945/46 entwarfen die beiden Stühle und Sessel aus gebogenem Sperrholz, die von Herman Miller vertrieben wurden. Ihr sicher bekanntester Entwurf ist der Lounge chair ‚670’ von 1956, mit einer ergonomisch geformten Schichtholzschale mit bequemer Lederpolsterung und einem Aluminiumfuß. Auch ihre ‚wire-mesh’ chairs und die ersten Sessel mit fiberglasverstärkten Kunststoffsitzen und einer Reihe von verschiedenen Untergestellen zählen zu den Klassikern. Isamu Noguchi, Sohn eines japanischen Dichters und einer amerikanischen Lehrerin, arbeitete nicht ausschließlich für Herman Miller, trug aber mit seinem ‚IN-50’ Couchtisch von 1947 mit zur Popularität von Miller-Möbeln bei. Als Vertreter der jüngeren Designer, die die Miller-Linie vor allem bei Büro-Möbeln stark prägten, seien Robert Propst mit seiner Weiterentwicklung der ‚Action offices’ in den 1960er Jahren und Bruce Burdick mit seiner funktionalen, modularen Büroeinrichtung ‚Burdick Group’ von 1980 genannt.
Mit diesen hochkarätigen Designern im Hintergrund ist es nicht verwunderlich, das die Firma Herman Miller im Laufe weniger Jahre weltweit bekannt wurde. Im Jahre 1957 wurde Willi Fehlbaum, Möbelfabrikant aus der Schweiz, auf die Entwürfe von George Nelson aufmerksam. Die Legende besagt, dass er, aus einem Impuls heraus, bei Herman Miller anfragte, ob er die Vertriebslizenzen für die Möbel von Nelson in Europa bekommen könnte. Dies wurde bewilligt und seitdem werden die Entwürfe von George Nelson und den Eames von der Firma Vitra in Weil am Rhein produziert. Ab 1977 führten Sohn Rolf und sein Bruder Raymond die Geschäfte von Vitra. In der Zwischenzeit ist die Firma selbst zu einem einflussreichen Möbelproduzenten geworden, der neben den oben genannten Designern auch Entwürfe von Verner Panton, Philippe Starck oder Frank Gehry, um nur einige zu nennen, fabriziert.
Faridah Younès M.A.