Gold und Silber sind für Gerd Rothmann, der 1961 bis 1964 eine Lehre zum Gold-und Silberschmied an der Zeichenakademie Hanau machte, die wichtigsten Werkstoffe. Auf der Suche nach künstlerischer Entwicklung zogen ihn Ende der 1960er Jahre die Arbeiten Hermann Jüngers nach München, in dessen Werkstatt er arbeitete. Um sich den Blick auf seinen eigenen Schmuck nicht verklären zu lassen, arbeitete er hier allerdings ausschließlich am Gerät, meist für Kirchen. Obwohl er nie offiziell an der Akademie der Bildenden Künste in München studierte, besuchte er immer wieder die Klasse Jüngers und stand im regen Austausch mit Studierenden aller Fachrichtungen.
Wegweisend war auch sein Besuch in London 1971 und die dortige Teilnahme an Ausstellungen der Galerie Electrum. Rothmann und seine Künstlerkollegen Fritz Maierhofer und Claus Bury brachen materielle Konventionen und verwendeten Kunststoffe. Die Ergebnisse dieser Zeit wurden zu experimentellen Vorbildern für kommende Generationen und Künstlerkolleg:innen.
Der menschliche Körper mit all seinen Eigenheiten und Spuren der Zeit seht im Fokus seiner bisweilen skulpturalen Arbeiten. Seit den 1970er Jahren fertigt Rothmann Abdrücke von Körperpartien an (Ferse, Ohr, Achselhöhle) und integriert Güsse von Fingerabdrücken in Gefäße, Ringe, Armbänder und Colliers. Oft sind seine Werke individuell auf eine Person oder Familienkonstellation bezogen. In seinen jüngsten Arbeiten setzt Rothmann farbige Akzente auf Gold und Silber. Die feine Struktur der Fingerabdrücke ermöglicht die lange Haltbarkeit der Farbe auf dem sonst so glatten Material.
Rothmanns Œuvre ist international bekannt und in diversen bedeutenden Museen vertreten, wie dem Viktoria & Albert Museum, London, dem Museum of Modern Art, New York und dem National Museum of Modern Art, Tokio. Eines seiner prominentesten Werke - die goldene Nase, die auch den Titel seines ersten Werkverzeichnisses ziert - befindet sich in der Neuen Sammlung, München.