Biografie
Amalric Walter (Sèvres 1870 - 1959 Lury-sur-Arnon)
Der junge Victor Amalric zeigte schon früh künstlerisches Talent. Mit 14 Jahren trat er eine Ausbildung bei der Manufacture Nationale de Sèvres an. Er wurde dort unter anderem von Albert Ernest Carrier Belleuse und Theodore Deck unterrichtet. Nach Abschluss der Ausbildung 1890/91 begann er zunächst für die Dekorationsabteilung der Manufaktur zu arbeiten, musste diese aber bereits 1892 wieder verlassen, weil er zum Militärdienst einberufen wurde. Zurück in Sèvres, eröffnete Walter seine eigene Entwurfswerkstatt für Keramik, die er bei größeren Fabriken produzieren liess. Die dort entstandenen emaillierten Werke hatten großen Erfolg. Durch seinen ehemaligen Lehrer Gabriel Lévy angeregt, begann er mit diesem erste Experimente mit Pâte de Verre zu unternehmen, die sie bereits 1903 der Öffentlichkeit präsentierten. Die auf diese Weise entstandenen Objekte führten wohl dazu, dass die Glaswerke Daum Frères in Nancy auf Amalric Walter aufmerksam wurden und mit ihm 1903 einen Vertrag schlossen. Dieser sah unter anderem vor, dass Walter auf die Dauer von zehn Jahren auf eine Produktion ausserhalb der Daum Frères verzichtete, und sein Rezept zur Herstellung von Pâte de Verre geheim hielt. Durch den Umzug nach Nancy erhielt Walter sein eigenes Studio innerhalb der Glaswerke, die notwendigen Materialien wurden ihm gestellt. Wiederum war es der Kriegsdienst, der die Zusammenarbeit mit Daum Frères 1914 beendet. 1919 gelang es Walter ein weiteres Atelier - diesmal mit eigenem Brennofen - in Nancy aufzumachen. Die Freundschaft zu Henri Bergé, mit dem er bereits bei Daum Frères eng zusammengearbeitet hatte blieb bestehen. Es entstand eine Vielzahl an gemeinsamen Werken in Pâte de Verre. Walter durfte auch einige Modeln und zugehörige Modelle von seinem früheren Arbeitgeber mit in sein Programm aufnehmen. Genauso entstanden neue Werke oder Kollaborationen mit freien Künstlern im zeitgenössischen Stil des Art Déco. Die Werkstatt florierte und wuchs bis 1925 auf zehn Mitarbeiter an. Der Schwarze Freitag an der New Yorker Börse 1929 bedeutete jedoch auch für viele Lothringer Glasmanufakturen das Ende. Amalric Walter versuchte noch zehn Jahre lang zusammen mit Henri Bergé die Werkstatt vor dem Ruin zu retten, musste aber 1939 aufgeben. Er starb verarmt und halb erblindet 1959 in Lury-sur-Arnon.
Amalric Walter erhielt bereits 1896 auf der Exposition nationale et coloniale in Rouen eine Bronzemedaille und ein Ehrendiplom auf der Weltausstellung in Paris 1900, 1910 ebendort eine Goldmedaille. Er nahm auch 1925 an der Exposition des Arts Decoratifs et Industriels in Paris mit großem Erfolg teil.
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Literatur: Le Tacon/Hurstel, Amalric Walter, Metz 2013